Geschichten von Hans Böttcher

Bestände- Vermögen- EDV

Materielle Bestände „flossen“ den Bach hinab

Ähnlich wie mit den Beständen der Gaststätte, verhielt es sich mit den riesigen, fast 10 Mill. Mark zu beziffernden Beständen aus der Lagerhaltung in den Werkstätten, den Pflanzenschutzmitteln und Anderem.
Ein großer Teil des „Sonnenschein“ Vermögens war in Materialbeständen zu Reparaturzwecken für die total überalterte Technik angelegt. Jährlich musste in einem aufwändigen so genannten Winterreparaturprogramm die maroden mobilen Techniken wieder einsatzfähig repariert werden.
Anstatt normative Nutzungsdauer zu senken, wie das beispielsweise in der Bundesrepublik geschah, erhöhte die DDR die normative Nutzungsdauer mangels ausreichender neuer Technik.
Damit durften weniger Kosten aus Abschreibungen geltend gemacht werden und der Gewinn erhöhte sich. Der Staat konnte weiteren Gewinn über die Abgabenfestlegung bei gärtnerischen und landwirtschaftlichen Genossenschaften abschöpfen. An diesen verzweifelten Maßnahmen erkannte der dazu fähige ökonomische Beobachter, wie es um das Vorwende-Regime wirtschaftlich stand.
Daraus schlussfolgernd war es nicht verwunderlich und sichtbar, dass die DDR bereits 1981 ökonomisch stark angeschlagen war. Nur durch ständige Fehlinformation wurde der Bevölkerung verdeutlicht, welchen Stand die DDR in der Reihenfolge der Industriestaaten der Welt habe. Mit den so genannten sozialen Maßnahmen gelang es, der Bevölkerung ein Gefühl der Geborgenheit vorzugaukeln.
Man hatte sich an die Mangelerscheinungen gewöhnt und versuchte, ideenreich das Beste daraus zu machen.
Nicht zuletzt ließen der „Swing“, die Verrechnungsmöglichkeit des innerdeutschen Handels und die Milliardenkredite, u. A. von Franz-Josef Strauß ermöglicht, das marode Gebilde DDR dahinsiechen.
Von Siegen konnte nicht die Rede sein!
Noch weniger zutreffend war der Slogan: „Von der Sowjet-Union lernen, heisst siegen lernen“
Der Verfasser erinnert sich an eine Volkskammersitzung, Ende 1989. Zwischenrufe und Missfallensbekundungen waren bereits möglich, als der Finanzminister zum Rednerpult ging und Rede und Antwort geben sollte über die Staatsfinanzen. Nach ziemlich stotternden Ausführungen fragte er schließlich: „Soll ich die Wahrheit sagen?“
Mit diesen 5 Worten wurde das gesamte Vorwende – Regime disqualifiziert. Es bestand aus Lug und Trug!

Verwunderung über Fehleinschätzung durch die BRD

Man muss feststellen, dass die Verantwortlichen der Bundesrepublik offensichtlich der Erfolgspropaganda der DDR aufgesessen sind.
Dass auch der Bundesnachrichtendienst nicht zu Erkenntnissen kam, ist sehr erstaunlich.
Das Ausmaß des Ruins der DDR in seiner gesamten Breite ist nicht erkannt worden.
Aus heutiger Sicht ist es gut so, dass dieses Unvermögen der Westpolitiker bestand.
Normalerweise hätte ökonomisches „Vorsichtswalten“ von der Übernahme eines solchen „Wracks“, wie sich der Vorwende-Staat darstellte,Abstand nehmen müssen.
Ein wenig großsprecherisch wurde von westlicher Seite verlautet, man könne die Wendeprobleme aus der „Portokasse“ regeln.
Dass die „Portokasse“ überfordert war, demonstrierte Frau Breuel hinreichend. Ihr gelang es, die durch das Wegbrechen der Kunden aus den osteuropäischen Ländern besonders geschädigte ehemalige DDR-Wirtschaft, als Wettbewerber für die Industrie der alten Bundesländer mit riesigem Aufwand zu entschärfen.
Eine zwischenzeitliche Erholung gelang der bereits lahmenden Wirtschaft in den alten Bundesländern durch die Wende.
Dem Handel sogar ein Boom. Krakenartig breitete er sich im Osten aus.
Durch das Listing-System schaltete er die Wettbewerber in den neuen Bundesländern aus.
Unterstützend dazu wirkten die Ostmenschen, in dem sie Ostprodukte negierten.
Sehr viele Ostdeutsche waren Mitglieder in dem Handelsbetrieb „Konsum“, also eine Art Anteilseigner. Sie kauften aber zunächst keine Ostprodukte in ihrem eigenen Handelsunternehmen. Der grösste Teil davon musste aufgeben.
Sie liessen sich von der Negativberichterstattung beeinflussen, die suggerierte, Ostprodukte seien mit Schadstoffen belastet, eben irgendwie minderwertig.
Erst nach Jahren gelang die Einsicht, dass sie damit sich schädigten und im weitesten Sinne die Arbeitsplätze gefährdeten , besser sie abschafften.
Das Ausmaß des Unterschiedes der neuen ,zu den alten Bundesländern, stellen die Negativmeldungen, angefangen von den Arbeitslosenzahlen bis hin zu geringem Wirtschaftswachstum u.A.hinlänglich dar. Dabei kommt nicht zum Ausdruck,dass in den Osten geflossene Hilfen, von Westfirmen über die ausgereichten Subventionen abgeschöpft wurden und werden. Sie erhielten Anreize zur Erhaltung und Einrichtung von Arbeitsplätzen. Nach Ablauf der Verträge, werden zahlreiche Firmen als nicht mehr rentabel dargestellt. Rigoros wird zum Nachteil der neuen Bundesländer diese Möglichkeit genutzt. Arbeitsplätze und Firmen sind dann nicht mehr existent.
Arbeitslosenzahlen in den neuen Bundesländern sind Beleg dafür.
Die Suche nach und das Finden von Arbeitsplätzen in den alten Bundeslöndern kann man ohne Übertreibung als Ostflucht ansehen.
Einerseits, ist die Förderung dieser Entwicklung zu begruessen.
Viele Bürger der neuen Bundesländer suchen und finden Arbeit als Pendler in den alten Bundesländern.
Andererseits, wird eine Art Entvölkerung des Ostens sich zukünftig nachteilig zeigen.

Dienstleistungsbereiche in der Genossenschaft nahmen überhand

Für die Aufrechterhaltung des Monsters „Sonnenschein“ waren mehr als ein Viertel der 850 tätigen Mitglieder in Dienstleistungsbereichen als Handwerker zahlreicher Gewerke beschäftigt.
Sollte die Genossenschaft gut funktionieren, musste sie autark sein.
Möglichst unabhängig vom schwerfälligen System der Planwirtschaft. Die DDR versuchte Autarkie, mangels erforderlicher Devisen.
„Sonnenschein“ praktizierte Unabhängigkeit,indem Fehlendes durch Selbsthilfe geschaffen wurde.
Bereits beschriebene Dienstleistungsbereiche, Gewerke, waren zu schaffen, in denen ideenreich gearbeitet wurde. Wo Licht war , blieb Schatten nicht aus.
Kaum kontrollierbar, da keine messbare Arbeit in den meisten dieser Bereiche möglich, entstand eine zusätzliche Quelle, sich guter genossenschaftlicher Arbeit zu entziehen. Dieser DDR – Mentalität ist verschuldet, dass der Anspruch, verantwortungsvoll zu arbeiten, die bezahlte Arbeitszeit mit dem dazu erforderlichen Gegenwert zu versehen, Einigen schwerfiel. Vor der Wende sah sich die Leitung der Genossenschaft zunehmend Diskussionsgruppen gegenüber, die Schaden anrichteten.

Ein Pauschalurteil soll keinesfalls gefällt werden.
Ein großer Teil der hier arbeitenden Belegschaftsmitglieder arbeitete fleißig, ideenreich, zuverlässig.

Wie sonst hätte „Sonnenschein“ ein Sonnenstrahl im Dämmerschein und Dunkel des real existierenden Sozialismus sein können.

Mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten unterstützen ungewollt über 12 Jahre nach der Wende die Wirtschaftsentwicklung in den neuen Bundesländern und negative Erscheinungen aus der DDR Mentalität.
Aus dem Stammtischmilieu werden Stimmen laut, die sich in die „Es geht seinen sozialistischen Gang“-Sphäre zurücksehnen.
Man hatte nominell Arbeit. Ob und wie man arbeitete, war ohne Belang.
Nach Ansicht dieser Leute, hatte jeder für das Vorwenderegime geschuftet.
Mit Empörung wird reagiert, wenn andere Ansichten geäussert werden.

Verfehlte Bestandspolitik

Die Werkstattverantwortlichen häuften in kaum zu verantwortenden Mengen Materialbestände an.
Mobile und stationären Anlagen der Genossenschaft verfügbar halten zu können, war eine verantwortungsvolle Aufgabe.
Zur aufwändigen Beschaffung von Bau- und Reparaturmaterial war ein eigens dazu eingesetzter Materialbeschaffer ständig unterwegs.
Zugleich nutzten Leiter genannter Bereiche den Mangel weidlich aus, zu Beschaffungsfahrten. Spesen, Auslösungen, wie man diese Auslagen bezeichnete, wurden aufgewandt und erhöhten genossenschaftliche – und nicht unwesentlich Kosten der einzelnen Kostenträger.
„Ausser Spesen, nichts gewesen!“ würde man dem schwierigen Problem der Materialbeschaffung Unrecht tun, wollte man es so abqualifizieren.
Dass die Hersteller und Händler von begehrtem Material ihre Stellung zu nutzen wussten, ist unbestritten. Bestechung war streng untersagt.
Möglichkeiten, dieses Verbot zu umgehen, wurden gefunden am Rande der Legalität.
Obwohl ständig von der ökonomischen Leitung gewarnt, vertrat der Vorsitzende die Auffassung: „Materialbestände“ können gar nicht hoch genug sein!“
Wurde zum Sparen gemahnt, erhielten Werkstätten die Empfehlung, schnell noch einzukaufen.
Dem Mahnenden wurde zu wenig Ahnung oder Übertreibung attestiert.
Sparmassnahmen waren erforderlich, weil die Liquididaet der Genossenschaft an den Jahresenden in Frage stand.
Für die Jahresendauszahlung mussten die dazu erforderlichen erheblichen Mittel bereitstehen.
Oft war diese Situation eine Gratwanderung, die den dafür Verantwortlichen den Schweiß auf die Stirn trieb.
Ein von Bilanzsorgen zerfurchtes Buchhaltergesicht blieb für die dafür Verantwortlichen übrig !?
Dass die Jahresendauszahlung an die Mitglieder dennoch kurz nach dem Jahreswechsel gelang, ist der Gemüseproduktion zu verdanken.
Ausserordentlich erfolgreiche Kulturen wie Tomaten und Petersilie sorgten letzlich dafür, dass die erforderlichen Geldmittel rechtzeitig bereitstanden.
Versicherungsleistungen, von der Staatlichen Versicherung im Laufe des Jahres zurückgehalten ,flossen in der Regel zu diesem Zeiitpunkt dem Betriebsergebnis zu.

Der Arbeitsgemeinschaft „Ökonomie des Gemüsebaus“ stellte die GPG Auswertungsergebnisse zur Verfügung.

Jährlich waren Kennziffern aus den Jahresabschlüssen dem Institut,in Grossbeeren bei Berlin ansässig, bekannt zu geben. Jede Gemüsekultur der in der Arbeitsgruppe mitarbeitenden Gemüsespezialbetriebe wurde wissenschaftlich untersucht. Als Fazit dieser Arbeit, stand eine Rangfolge zur Verfügung.
Erfreulich war, dass „Sonnenschein“-Ergebnisse nicht unter „ferner liefen“ rangierten.
Auswertungsergebnisse unserer Genossenschaft führte die Arbeitsgemeinschaft Ökonomie der Gemüseproduktion an beachtlicher Stelle. Zahlen daraus, konnten an Hochschulen als herausragende Ergebnisse zu Lehrzwecken verwandt werden.

Nicht von jedem Leiter der oberen Ebene konnte man erwarten, für die Komplexität der ökonomischen Zusammenhänge das dazu notwendige Verständnis aufzubringen.
Die zu finanzierenden Bestände stiegen nach der Vereinigung zur LPG“Sonnenschein“ in den Bereich von 10 Millionen Mark/DDR.
Nach der Wende flossen diese riesigen Mittel, wie man so unschön sagt, ”den Bach hinab”.
Ein grosser Teil Derjenigen, die vorher mit ständigen Beteuerungen Material angehäuft hatten, fanden nach der Wende keine Verwendung dafür.
Zumeist versuchten sie in Privatbetrieben ihre berufliche Tätigkeit fortzusetzen. Zu wenige dieser Neugründungen überlebten die schwierige Wirtschaftlage in den verflossenen über 12 Jahren nach der Wende. Viel zu geringes Eigenkapital, Unerfahrenheit,DDR-Mentalität,Kumpelhaftigkeit,im Umgang mit Belegschaftsmitgliedern und zur völligen Verkommenheit abgleitende, katastrophale Zahlungsmoral in der gesamten Bundesrepublik, sind Ursache dieses Debakels. Dass soziale Marktwirtschaft offensichtlich gleichbedeutend ist, mit die Wirtschaft und vor allen den Mittelstand schädigenden Finanzgebaren, ist für uns Ostdeutsche schwer zu begreifen.
Wie man an den steigenden Insolvenzen feststellen muss, auch nicht zu verkraften.

Ein riesiges Vermögen von „Sonnenschein“, allein aus dem Bereich der Materialbestände, ging den Mitgliedern damit verloren.

Interessierte und Kritiker sollten deshalb aufmerksam im Umwandlungsbericht vergleichen, wie und wo sich die Mark-Bestände in DM wandelten und wie sich die Verursacher nach der Wende der Genossenschaft und der eG (Eingeschriebene Genossenschaft) gegenüber verhielten.
Wer den Umwandlungsbericht aufmerksam verfolgte, wird daraus Schlüsse ziehen können.
Der hier nicht dargestellte Teilungsplan verdeutlicht, wo das Geld der Genossenschaft geblieben ist.
Vor allem ist er eine regelrechte Missbilligung für die Leiter, die durch unmäßige Bestandshaltung über 10 Mill.Mark der LPG banden.
Geschuldet ist die als Fehlleistung zu bezeichnende Wirtschaftsweise jedoch der Tatsache, dass unter DDR-Bedingungen um Baumaterial und Ersatzteile sich intensiv bemüht werden musste.
Kein Betrieb in der Marktwirtschaft kann nach Vorwende-Muster wirtschaften. Hier wird versucht, durch ausgeklügelte Logistik, minitiös, Material aus Dienstleistungs-und Handelsbetrieben verfügbar zu haben, um den Finanzbedarf für Lagerhaltung so gering wie nur möglich zu halten.
Bezogenes Material kann mit dieser Methode verarbeitet und in Geld gewandelt werden, bevor es bezahlt wurde.
Kathastrophale Zahlungsmoral beweist, dass so gehandelt wird.
Betrachtet man den riesigen Speditionsverkehr auf den Autobahnen und Bundesstrassen, kann davon ausgegangen werden, dass die „Lagerhaltung“ auf diese Weise erfolgt.

Aufwändige, nicht zu kontrollierende, Beschaffungsfahrten wurden von den
Verantwortlichen ausgenutzt und der Leitung gegenüber begründet.

Anstatt in den betreffenden Belegschaften für reibungslosen Arbeitsfluss zu sorgen, zu kontrollieren, dass ideenreich und ständig gearbeitet wurde, waren einige Leiter nicht ungern unterwegs.
Fern ihrer eigentlichen Aufgabe.
Dringlichkeit, so zu handeln, konnte unschwer bewiesen werden.
Spezielle Ersatzteile zu beschaffen, gelang nur mit Mühe. Nicht selten war besonderer Sachverstand notwendig und es mussten Methoden angewandt werden, die mit „am Rande der Legalitaet “ zu bezeichnen waren.
An den abgerechneten Spesen konnte erkannt werden, dass so zu wirtschaften, ökonomisch bar jeglicher Vernunft war.
Der somit betriebene Aufwand widersprach jedem vernünftigen ökonomischen Denken.
Der Vorsitzende hatte daran hohen Anteil. Er vertrat die Ansicht, dass hohe Bestände,Reichtum bedeuteten.
Nach der Wende konnte dieses genossenschaftliche „Vermögen“, die hohen Materialbestände, nur zu einem Bruchteil in DM umgesetzt werden.
Es ist leider nie untersucht worden, wie es möglich war, dass die hohen Materialbestände in einer man kann schon sagen, unverantwortlichen Blitzaktion, verschrottet und zum Teil durch Einbrüche in die Werkstätten entwendet wurden.
Striegnitz gab und gibt Beispiel, wie es hätte anders organisiert werden können.
Mit „hätte“ ist jedoch noch nirgendwo etwas erreicht worden.
Dort werden heute noch Ersatzteile verwaltet und für funktionierende Vorwende-Technik nutzbar gemacht.
Der Vorstand und die betreffenden Leiter können für die leichtfertige Handlungsweise beim Umgang mit dem Vermögen aller Mitglieder nicht aus der Verantwortung entlassen werden!
Ich nehme mich dabei durchaus in die Verantwortung.
Mit grösserer Beharrlichkeit hätte eingewirkt werden müssen. Dabei ist mir bewusst,dass diese Bemerkungen den dafür Verantwortlichen, falls sie sie lesen sollten, gar nicht gefallen werden.
Aber Wahrheiten sind selten angenehm!

Elektronische Datenverarbeitung wird zur Produktivkraft

Als in den frühen Siebziger Jahren immer mehr die elektronische Datenverarbeitung in den Verkehr kam und zur effektiven Leitung einer sich ständig vergrößernden Genossenschaft immer dringender aktuelle Auswertungsergebnisse erforderlich wurden, entstand der Auftrag, bei Robotron in Dresden nach Liefermöglichkeiten nachzusuchen. Nur „Robotron“ war autorisiert, Elektronik zu vergeben.

EDV-Beschaffungsprobleme

Dass ein „lächerlicher“ Gartenbaubetrieb, eine Gärtnerische Produktionsgenossenschaft GPG, etwa um 1970 elektronische Wünsche hegte, erregte bei Robotron in Dresden Aufsehen.
Unschwer war zu erkennen, dass Elektronik zu diesem Zeitpunkt in der DDR einem Artikel unter dem Ladentisch glich.
Da auch die Gemüsearten Treibgurken und Frühblumenkohl in diesem Zusammenhang gesehen werden konnten, „begab“ es sich, dass als erste elektronische „Errungenschaft“ ein so genannter „Orgautomat“ in der Genossenschaft zum Einsatz kam.
Als Bittsteller musste man öfter präsent sein, um die Wünsche auch ernsthaft
zu unterstreichen.
Hemmend wirkte sich aus, dass man als Vertreter eines Gartenbaubetriebes
keine Chance hatte, eine staatliche Zuweisung zu erhalten. Zu diesem relativ frühen elektronischen Zeitpunkt waren die Aussichten zu EDV-Geräten zu kommen, gering.
Nur wenn die sogenannten Bedarfsträger gesättigt waren oder die Elektronikindustrie über den Plan produzierte, gab es geringe Möglichkeiten.
Sie wurden von uns, siehe weiter oben, genutzt.

Orgautomat 1. EDV-Gerät

Unter diesem Begriff, ist ein elektronisches Gerät in Schreibtischgröße zu verstehen.
Im linken Teil befand sich ein Lochbandstanzer installiert. Er stanzte mit entsprechender Geräuschkulisse das auf einer elektrischen Schreibmaschine Geschriebene in ein Lochband. Den Code konnte man sich aneignen, um kleine Fehlleistungen zu korrigieren.
Der Doppelpunkt stellte eine oft benötigte Stanzkombination auf dem Lochband dar.
Mir gelang es sogar, vom Doppelpunkt zu träumen. Zum Gaudi meiner Kolleginnen war es, wenn ich davon erzählte, ich hätte im Traum einen Doppelpunkt getanzt.
Orgautomaten lärmten beim Lochbandstanzen erheblich.
Rechts befand sich ein Lochbandleser. Er interpretierte auf einem Lochband gestanzte Zeichen. Auf der elektrischen Schreibmaschine konnten diese Daten lesbar ausgegeben werden.
Zugleich wurden solche Geräte zur Datenerfassung für das Kleinrechnersystem „Cellatron 8205 Z“ und später des Kleinrechnersystems KRS 4201 genutzt.
Die von Sachbearbeiterinnen aus allen Bereichen der Genossenschaft gewonnenen Daten bildeten Voraussetzung für die maschinelle Abrechnung des Reproduktionsprozesses der Genossenschaft.
Zur Datenerfassung hatten jeweils montags die abzurechnenden Wirtschaftsergebnisse vorzuliegen. Dienstags las die Operaterin am Kleinrechnersystem von den Datenerfasserinnen vorgelegte Lochbänder ein.
Im Laufe des Dienstag erhielten sämtliche Verantwortungsbereiche die Abrechnungsergebnisse.
Allen Verantwortlichen dafür notwendige Termintreue anzuerziehen zur rechtzeitigen Bereitstellung erforderlicher Daten, verlangte Konsequenz. Noch in Gleina Anfang der Siebzigerjahre in Dienst gestellt, erregte der Orgautomat bei einem Teil der Mitarbeiter Erstaunen, bei anderen Misstrauen, weil damit ja Geld ausgegeben werden musste für eine Sache, deren Nutzen zunächst äußerst zweifelhaft erschien.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die EDV einen fragwürdigen Ruf. Aus Betrieben, die EDV-Anlagen betrieben, wurde bekannt, dass das was da ‚rauskam, fehlerhaft sei.
Lehmann bekam die Vergütung von Schulze, bei der Meier fehlte das Kindergeld. Fehlersuche verursachte zusätzliche Arbeit.
In den Hirnen von Büroleuten keimte die böse Ahnung, dass dieses unheimliche Etwas am Ende den Arbeitsplatz kosten könne. Eine Art passive Resistenz schlich sich ein.
Ältere konnten sich mit dem Gedanken, damit umgehen zu müssen, nur schwer vertraut machen. Zusätzlich musste man sich Kenntnisse und Fertigkeiten aneignen.
Ein nicht geringer Teil glaubte, an ihm ginge das EDV-Zeitalter vorbei.
Ungeachtet dieses negativen Images begann die Arbeit damit.
Bald stellte sich heraus, dass bestimmte Verwaltungsarbeiten rationeller auszuführen, Datenkonserven anzulegen und sich wiederholende Vorgänge rascher abzuarbeiten waren.
Unangenehm empfand man den Lärm, den diese ersten Geräte durch die elektro-mechanische Arbeitsweise verursachten.
Im Laufe der Zeit waren mehrere Organisationsautomaten in Dienst gestellt.
Vor allem die Lochbandstanzer lärmten beträchtlich.
Zugleich mit der Beschaffung der Geräte entstanden Versorgungsprobleme mit dem Lochbandmaterial. Es rechtzeitig verfügbar zu haben, war ein Kunststück.
Wenn man es denn bekam, bevorratete man sich unmäßig.
Bei der Außerdienststellung waren dann Bestände dieses Materials vorhanden, die keiner Verwendung zugeführt werden konnten. Nicht einmal zum Verheizen eigneten sich die wie Stein gepressten Papierrollen.
Zu vergleichen war das Geräusch der Lochbandstanzer, mit einem in der Ferne hämmernden Maschinengewehrs.
Nicht nur „Musik“, auch EDV war anfangs mit Lärm verbunden.

Bei einer Besichtigung im Stahlwerk Riesa in einem Maschinen- Saal, in dem riesige Lochkarten Leser, Stanzer und Sortierer einen Lärm verursachten, den man im Fernsehen erlebte, wenn aus einem Spinnereisaal berichtet wurde, konnte während eines EDV- Facharbeiterlehrganges um das Jahr 1970 herum, eine Vorahnung erlebt werden.
Die damaligen LPG – und GPG – Buchhalter hatten die Qualifizierung, in Vorbereitung auf das EDV-Zeitalter zu absolvieren.
Auf „Dezibel“ musste man sich also mit der EDV einrichten.

„Cellatron 8205 Z“

Gleichzeitig mit den beschriebenen Organisations-Automaten war bei Robtron in Dresden eine EDV Anlage, eine Kleinrechneranlage vom Typ „Cellatron 8205 Z “ in Auftrag gegeben worden.
Es handelte sich dabei um ein in Zellamehlis hergestelltes Kleinrechnersystem. Diese Anlage repräsentierte in der DDR die 2.Rechnergeneration. In der Zentraleinheit rotierte mit 18000 Umdrehungen in der Minute eine so genannte Trommel. Sie erzeugte einen Dauerpfeifton.
Auf ihr waren Daten zu schreiben und von ihr zu lesen.
Die Speicherkapaität war sehr gering. Auf Lochband gestanzte Daten dienten als Zwischenspeicher.
Sehr aufwändige und gewissenhafte Arbeit an dieser Maschine war erforderlich, um erfolgreich daraus Ergebnisse zu erhalten. Später wurde die Anlage durch Zusatztrommeln als Beistellgeräte erweitert. Damit gewann die Anlage an Leistungsfähigkeit durch Erhöhung der ansonsten begrenzten Speicherkapazität.
Zu diesem Zeitpunkt musste eine leistungsfähige Festplatte, die es zu diesem Zeitpunkt für solche Geräte noch nicht gab, ersetzt werden, indem die Daten auf Lochband ausgegeben wurden. Lochbandstanzen und Lochbandlesen nahm Zeit in Anspruch. Qualifizierte Arbeit der Operaterinnen war erforderlich, um sich in dem Ablauf eines Verarbeitungsprozesses zurecht zu finden.
Frau Brigitte Arlt hat einen gewichtigen Anteil daran, dass aussagekräftige Daten fehlerfrei genutzt werden konnten.
Frau Dipl.Ing Jefgenia Böttcher löste Frau Arlt, die als stellvertretende Hauptbuchhalterin andere Aufgaben übernahm, ab.
Inzwischen stand 1975 das Bürogebäude in Hof vor der Vollendung.
Drei Räume wurden zum EDV – Raum – gestaltet, der die künftige Kleinrechneranlage aufnehmen konnte.
Zu dem Zeitpunkt stellte Robotron an die Ausstattung der EDV – Räume besondere Anforderungen.
Stelzenfussboden sollte vorhanden sein, damit die zahlreichen Kabel ungehindert unter dem Fußboden verlegt werden konnten.
Damit der Schallpegel auf ein erträgliches Maß zu reduzieren sei, waren die Wände und die Decke schallschluckend auszustatten. Prinzipielle Forderungen, die unter normalen Verhältnissen problemlos erfüllbar gewesen wären.
Zugleich zeigte dieser Sachverhalt, dass mit einem erheblichen Schallpegel gerechnet werden musste.
Unter DDR-Bedingungen blieben solche Anforderungen fast Wunschträume.
Lieferzeiten von mehreren Jahren zeigten die Lieferbetriebe an.
Als der Hersteller aus Zella-Mehlis 1975 den Rechner lieferte, konnte der EDV-Raum schallgedämpft bezogen werden.
Dass er noch neubaufeucht war, sollte sich später als nachteilig für den Betrieb einer Rechenanlage herausstellen.
Vorbereitend konnte mit der Molkerei in Riesa vereinbart worden, dass zwei Kolleginnen erste Erfahrungen an einer gleichen Rechenanlage, die „Sonnenschein“ erhalten sollte,sich aneigneten.
Besondere Fertigkeiten erwarb sich die spätere stellvertretende Hauptbuchhalterin, Frau Brigitte Arlt in der Bedienung der EDV – Anlagen.
Sie hatte wesentlichen Anteil daran, dass eine effektive Nutzung der EDV-Anlagen bereits in der Frühzeit der genossenschaftlichen EDV möglich wurde.

Dauerinformation führte zu Gehörsturz

Der beschriebene Pfeifton der Anlage führte durch die ständige Arbeit mit dem Gerät, die eine gesundheitsgefährdende Dauerinformation beim Verfasser im Gehör verursachte, zu einem Gehörsturz.
Durch rechtzeitigen Besuch beim HNO-Arzt konnte das Gehör wiederhergestellt werden.
Lärm kann sehr stark gesundheitsschädlich sein.
Junge Leute sind sich nicht bewusst, was sie sich antun, wenn sie die lärmenden Diskos besuchen oder mit dem „Workman” so genannte Musik unmittelbar dem Gehör zuführen.
Wer in vorüberfahrenden Autos sitz, merkt man daran, dass man Motorgeräusche kaum wahrnimmt. Dagegen sind die „Bumslaute“ der Schlager unüberhörbar.

Robotronpraxis

war es, bestellte Geräte selten nach Wunsch zu liefern. Man musste mit dem vorlieb nehmen, was man bekam. Praxisprogramme konnten nicht angeboten werden.
Ausnahme: Die Service-Monteure übergaben einige Spielprogramme ZB: „Der Raucher“. Dieses „EDV-Programm“ errechnete und gab es aus, wie viel Geld man durch Rauchen verspielt hatte, nachdem man einige Fragen beantwortete.
Wurden Damen dabei nach dem Alter befragt, kam es oft zu entrüsteten Lebensäußerungen.

Startschwierigkeiten
Selbsthilfe hieß auch hier die Devise!
Zunächst ging es darum, den Rechner zum Laufen zu bringen.
Im ersten halben Jahr ergaben sich Schwierigkeiten. Kaum waren die Service-Monteure außer Haus, fiel der Rechner wieder aus.
Die neue Reparaturanforderung war oft eher in Dresden, als die Monteure aus Hof in Dresden zurückgekehrt waren.
Die Ausfallquote des neuen Rechners nahm schließlich beängstigend zu, so dass der Hersteller in mehreren Attacken eine Neubestückung von Bauelementen ausführte.
Von der Genossenschaft war „Wandlung ” verlangt worden.
Wandlung heißt: Lieferung eines anderen,funktionierenden Gerätes.
Nachdem die von einem großen östlichen Land gelieferte Widerstände ausgewechselt waren, begann der Rechner zuverlässiger zu arbeiten.
Dem Elektro-Apparate Werk in Berlin musste leider auch ein schlechtes Zeugnis ausgestellt werden. Deren Lieferteile zeigten oft Fehler, so dass am Ende die Anfangsbuchstaben EAW in:
„Einbauen, Ausbauen, Wegwerfen“ interpretiert wurden.
Mit Mühe behob Robotron und der Hersteller die Anfangsschwierigkeiten. Endlich lief der Rechner so zuverlässig, dass mangels Serviceaufträgen von Robotron Anfragen kamen, ob wir den Rechner noch betreiben würden.
Mit dem „Cellatron“ zu arbeiten war zu Beginn schwierig. Den Mitarbeitern blieb der Zustand nicht verborgen. Da man der EDV ohnedies abwartend gegenüberstand, fasste man das anfangs verzweifelte Bemühungen, etwas Brauchbares daraus zu machen, zusammen mit der abwertenden Bemerkung: „B. spielt mit der Eisenbahn!“ Flüchtig betrachtet, hätte man es so ausdrücken können.

Anwenderprogramme ? – Do it yourself !

Mit Hilfe von „freischaffenden Künstlern“, Programmierern, die in ihrer Freizeit bereit waren, zu helfen, gelang es, zunehmend Programme zu entwickeln, die den spezifischen Anforderungen der GPG ,des Gartenbaus und später der LPG, auch der Landwirtschaft, entsprachen.
Einer volkswirtschaftlichen Kompatibilität, dass die entwickelten Programme auch in anderen Systemen Verwendung finden konnten, wurde anfangs nicht die notwendige Bedeutung beigemessen.
Für die Integration in volkswirtschaftliche Programme waren deshalb Programmieraufwendungen erforderlich, denen sich besonders Herr Dipl.Ing. Hardy Böttcher und Frau Dipl.Paedag.Krystina Gasch widmeten. Daraus gewonnene Erfahrungen ließen sich später fruchtbringend anwenden.GPG EDV Vorzeigeobjekt – Misstrauen bei staatlicher Leitung

„Sonnenscheins“ EDV-Ambitionen wurden von der staatlichen Leitung einerseits als Vorzeigeeinrichtung genutzt, zum Anderen mit Misstrauen betrachtet.
Zahlreichen, auch ausländischen Delegationen, musste die EDV-Anlage vorgestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt war das Ganze beeindruckend und für viele noch fast unverständlich. Vor allem, dass so ein Gartenbaubetrieb eine solche EDV- Anlage erfolgreich betreiben konnte, war nicht alltäglich.
Oft hielten die zahlreichen Interessenten die Erklärer von ihrer eigentlichen Arbeit ab.
„Sonnenschein“ wolle sich mit der EDV-Anlage nicht in die Karten gucken lassen, war eine der Missfallensbekundungen durch so genannte staatliche Leitung.
Sichtbar wurde, dass Unverstand zu diesem Zeitpunkt mit unqualifizierten Verdächtigungen überspielt werden musste.
Selbst die Prüfer der Jahresabschlussrechnungen beschlich bei ihrer Prüfungstätigkeit ein gewisses Unbehagen, da sie sich den neuen Anforderungen noch nicht gewachsen fühlten.
Sicherlich aus diesen Gründen wurden die Jahresendabrechnungen der Genossenschaft wochenlang einer intensiven Prüfung unterzogen.
Einmal durch das Prüforgan der Landwirtschaftsbank und zum anderen durch Spezialisten des STASI bei der Landwirtschaftsbank in Riesa.
Mitte der Achtzigerjahre gelang, das EDV – Abrechnungssystem der Genossenschaft derart zu vervollständigen, dass kurz nach dem Jahreswechsel, nach Buchungsschluss durch die Bank und Übernahme der Daten in das genosschaftseigene Abrechnungssystem, der vollständige Jahresabschluss automatisch gefertigt werden konnte.
In anderen Betrieben war dazu mindesten manuell eine Zeitspanne von 4 Wochen erforderlich.

In der Marktwirtschaft werden Abrechnungszeiträume nach Jahren bemessen.

Frage: Wie ist es unter solchen Bedingungen möglich, Betriebe effektiv zu leiten und vor allem, wie ist es dem Staat bei dieser Praxis möglich, einen vernünftigen, aussagekräftigen Überblick über seine Finanzen zu erlangen?
Ob die so genannten „drei Weisen“, die Schätzungen des zu erwartenden Steueraufkommens ausführen, tatsächlich so “ weise“ sind, gültige Voraussagen zu treffen, muss bezweifelt werden.

Mit Nachnutzungserlösen EDV finanziert

Durch die fruchtbringende Zusammenarbeit mit Herrn Dr.K. entstanden nach der Indienststellung des „Kleinrechnersystems KRS 4201“ nachnutzungsfähige Programme.
Das Kleinrechnersystem „Cellatron 8205 Z“ hatte etwa um 1980 seinen Zweck erfüllt. Seine Leistungsfähigkeit reichte nicht mehr aus, um den Reproduktionsprozess der GPG termingerecht abzurechnen.
Es konnte Wert darauf gelegt werden, dass Nachnutzungserlöse von EDV-Programmen der Genossenschaft durch Verkauf an andere Betriebe der Volkswirtschaft der DDR entstanden.
Einer eigenen EDV-Anlage dieses Ausmaßes wurde von der Leitung deshalb Beachtung beigemessen, weil nicht begriffen werden konnte, dass Ende der Siebzigerjahre zentral eingeführte elektronische Abrechnung nach zwei, drei Wochen Ergebnisse lieferte, die dann als aktuell anzusehen waren.
EDV war jedoch nur dann effektiv, wenn sie tag – oder wenigstens wochenfertige Auswertungsergebnisse liefert.

In den Achtzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts war die Elektronische – Datenverarbeitung der Genossenschaft, der GPG, eine Art Produktivkraft. Durch Verkauf von begehrten Nachnutzungsergebnissen an über 100 Betriebe erlöste die Genossenschaft über 3 Mill Mark. Darunter waren solche Betriebe, die als so genannte organisationseigene Betriebe bezeichnet wurden. Sie waren die rentabelsten Einrichtungen, die in der DDR existierten. Sie hatte sich die SED angeeignet. (Druckereien, DEWAG usw.) Dem Normalverbraucher war kaum bekannt, dass diese Partei den Gewinn rentabler Betriebe abschöpfte. Damit, und mit den nicht geringen Beiträgen der Mitglieder war es ihr möglich, einen geradezu krakenhaften Apparat über das gesamte Land, sämtliche Betriebe, auszubreiten und eine mit Privilegien ausgestattete Funktionärskamarilla zu unterhalten.

Ohne andere genossenschaftliche Mittel zu beanspruchen, war es durch die erzielten Nachnutzungserlöse möglich, ständige Erweiterungen der EDV-Anlagen zu vollziehen.

Umrüstung auf Personalcomputer
Als „Sonnenschein“ die inzwischen umfassend komplettierte Anlage 1985/86 verkaufte, hatte die EDV Anlage, sie wurde als „KRS“ = Kleinrechnersystem 4201 bezeichnet, einen akzeptablen Stand erreicht. Ein Industriebetrieb aus Thüringen kaufte die gesamte Anlage ab. Nach fünfjähriger Nutzung des Kleinrechnersystems konnten mit dem Erlös von 500 TMark der DDR „Schneider Bürocomputer“ gekauft werden.
Der Transport der Geräte des Kleinrechnersystems „KRS“ zum neuen Eigentümer umfasste, in erschütterungsgeschützte Kisten verpackt, 2 Lkw – Ladungen.
Diese Tatsache zu vermerken ist deshalb interessant, weil sie dokumentiert, welch ungeheure elektronische Revolution sich bereits zu diesem Zeitpunkt vollzog.
Räume füllende, lärmende, in schwere Stahlrahmen gehüllte, nur von zahlreichen Männern zu transportierende Monster waren ersetzt von in kunststoffeingehüllte, nur eine Ecke eines Schreibtisches beanspruchende, Geräte.
Und was das frappierendste dabei war, diese geräteseitigen Winzlinge übertrafen das Leistungsvermögen des Bisherigen um ein Vielfaches.
Inzwischen vollzieht sich auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung im fast jährlichem Zyklus Umstürzendes. Auf dem neusten Stand der Technik zu bleiben, übersteigt die finanziellen Möglichkeiten eines durchschnittlichen Verbrauchers.
Das Speichervermögen eines Computers erreichte unvorstellbare Dimensionen. Das Zeitalter der ausufernden Elektronik ist angebrochen.
Der Einzelpreis eines Schneider – Computers im Jahr 1985 betrug für Grundgerät, Monitor und Drucker, sage und schreibe 80 000 Mark der DDR aus einem DDR Staatsbetrieb. Diese Geräte ließ sich dieser Betrieb durch Ausländer in die DDR „importieren“, schmuggeln.
Für einen normalen Menschen sind Preise dieser Höhe 1995 unbegreiflich.

Offensichtlich zählten wir in der Vorwendezeit nicht zu normalen Menschen und glaubten mit der neuen Errungenschaft einen Schritt in die Zukunft getan zu haben.

Stasi nimmt LPG EDV in Augenschein

Eine Begebenheit aus diesem Zeitraum ist bemerkenswert.
Anlässlich einer Hauptbuchhalter – Schulung in Riesa wurde die finanzministerielle Anweisung verlautet, dass aus dem Ausland keine EDV Geräte mehr gekauft werden dürften.
Meine Äußerung dazu, ich könne die dazu als Ausland deklarierte Bundesrepublik nicht als Ausland betrachten, solange der „Swing“ von der DDR – als innerdeutsche Inanspruchnahme bedenkenlos genutzt würde, führte zu tumultartigen Ausbrüchen.
Von den anwesenden „Staatsdienern“ wurden heftige Proteste laut. Man sah diesen Standpunkt als Angriff gegen die Gesellschaftsordnung an.
Nach 14 Tagen erschien ein Herr, der sich als Mitarbeiter des Ministeriums des Innern auswies und wollte wissen, wie viele Computer gekauft worden wären. Nach Prüfung der Verträge, die als Partner den beschriebenen Staatsbetrieb auswiesen, sowie die Erkenntnis, dass nach dem Kaufverbot keine weiteren Computer aus dem „Ausland “ beschafft worden waren, zog er wieder ab.
Geschlussfolgert werden konnte daraus, dass der STASI beauftragt war, nach dem „Rechten“ zu sehen.

Nachdem ich im Jahr 2002 meine Stasiakten in Dresden einsehen konnte, weiss ich, dass 4 Hauptamtliche und 12 Informanten tätig waren, den Staatssicherheitsdienst mit Informationen zu versorgen.
Die mir vorliegenden über 100 Seiten Berichtsmaterial enthalten kuriose Aussagen. Mir wurde unterstellt, ich hätte vorgehabt die Genossenschaft zu einem kapitalistischen Privatbetrieb zu entwickeln. Dafür gesorgt zu haben, dass strenge Ordnung herrschte, wurde als Verletzung der so genannten „Sozialistischen Demokratie“ abqualifiziert. Man findet kaum Worte, um das zu Lesende wiedergeben zu können. An anderer Stelle werde ich versuchen, näher darauf einzugehen.

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